Experimentelle Neuroinfektiologie

Infektionserkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) stellen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte immer wieder vor besondere Herausforderungen an Diagnostik und Therapie. Akut verlaufende Infektionen wie die bakterielle Meningitis sind lebensbedrohliche Erkrankungen, an denen trotz effektiver antimikrobieller Therapie und intensivmedizinischer Behandlung viele Patient*innen versterben oder Spätfolgen erleiden. Subakut bis chronisch verlaufende neuroinfektiologische Erkrankungen bedürfen immer wieder eines geschulten diagnostischen Blicks der behandelnden Ärztinnen und Ärzte und zudem oft Ausdauer und Besonnenheit in der Patientenbetreuung.  

In unserer neuroinfektiologischen Arbeitsgruppe bearbeiten wir unter Verwendung unterschiedlicher in vitro und in vivo Modelle und im Rahmen klinischer Forschung schwerpunktmäßig folgende Fragestellungen:

Mikroskopische Untersuchung von einer Mitarbeiter der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Göttingen

Forschungsschwerpunkte

Akute bakterielle Meningitis

Akute Infektionserkrankungen des ZNS führen zu Gewebeschädigung im ZNS mit der Folge oft langanhaltender neurologischer Behinderungen der betroffenen Patient*innen.

Am Anfang der ursächlichen multimodalen Schädigungskaskaden stehen die Erreger und ihre Bestandteile. So schädigen Bakterien einerseits durch direkte toxische Effekte Zellen des ZNS, andererseits lösen bakterielle Bestandteile durch Aktivierung der systemischen und ortsständigen Immunantwort Entzündungsreaktionen aus, die ihrerseits die Gewebsschädigung verstärken.

Ziel unserer Forschungsaktivitäten ist die Verbesserung der Behandlung von Patient*innen mit schweren neuroinfektiologischen Erkrankungen wie der bakteriellen Meningitis. Zur Identifizierung von Schädigungsmechanismen und zur Untersuchung neuroprotektiver Therapieansätze kombinieren wir ein breites Spektrum mikrobiologischer und analytischer Methoden in Bakterien- und Zellkultursystemen, bevor wir in Tiermodellen die Wirksamkeit der Therapiekonzepte überprüfen.  

  • Neuroprotektionsstudien in Tiermodellen der bakteriellen Meningitis (Streptococcus pneumoniae, Escherichia coli K1)
  • Einfluss von Antibiotika auf die Freisetzung bakterieller Pathogenitätsfaktoren, Entzündungsauslösung und induziertem neuronalen Schaden

Neuroborreliose

Die Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektionserkrankung in Europa. Als Multisystemerkrankung betrifft sie neben Haut, Gelenken, selten Herz oder Auge, regelmäßig auch das Nervensystem.

Eine Neuroborreliose ist meist gut zu diagnostizieren und zu behandeln, chronische oder atypische Verläufe sind selten, jedoch eine besondere Herausforderung an den behandelnden Kliniker.

Zudem existiert in der Bevölkerung eine weit verbreitete Verunsicherung zu dieser in Medien und Internetplattformen sehr präsenten Erkrankung. Im Rahmen eines Expertennetzwerkes, welches wir gemeinsam mit den Kolleg*innen vom Nationalen Referenzzentrum für Borrelien und dem Robert-Koch-Institut organisieren, untersuchen wir epidemiologische, diagnostische, therapeutische und prognostische Aspekte der Neuroborreliose

  • Entwicklung und Untersuchungen in in-vitro- und in-vivo-Modellen der Neuroborreliose
  • Optimierung und Standardisierung diagnostischer Methoden

Liquoranalytik

Die Analytik des Liquor cerebrospinalis ist von zentraler Bedeutung zur frühen Diagnosestellung entzündlicher und insbesondere auch erregerbedingter neurologischer Erkrankungen. Unsere Arbeitsgruppe arbeitet eng mit den in der Routineversorgung tätigen Kollegen des Neurochemischen Labors unserer Klinik für Neurologie zusammen. Gemeinsam untersuchen wir verschiedenste Aspekte der Labordiagnostik entzündlicher und erregerbedingter ZNS-Erkrankungen. Als Ausbildungslabor der DGLN und Standort der Biobank des „Klinischen Netzwerks Neuroborreliose“ sind wir zudem der Aus- und Weiterbildung verpflichtet mit dem Zielder ständigen Verbesserung der Patientenversorgung.

Kooperationen

  • Prof. Dr. Dr. Helmut Eiffert, Institut für Medizinische Mikrobiologie, UMG
  • Dr. Volker Fingerle und Prof. Dr. Dr. Andreas Sing, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Oberschleißheim
  • Prof. Dr. Roland Nau, Institut für Neuropathologie, UMG
  • Dr. Christina Perske, Institut für Pathologie, UMG
  • Prof. Dr. Hansotto Reiber, ehem. Klinik für Neurologie, UMG
  • Prof. Dr. Klaus Stark, Dr. Hendrik Wilking,Robert Koch-Institut, Berlin

Förderung

  • Bundesministerium für Gesundheit /Robert-Koch-Institut Berlin
  • Else-Kröner-Fresenius-Stiftung
  • Heidenreich von Siebold-Programm der UMG

Publikationen

PubMed
 

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