Ambulanzinformation für Patienten

Die Ambulanz für nicht-invasive Gehirnstimulation ergänzt das stationäre und ambulante Behandlungsangebot der Klinik für Neurologie und Anästhesiologie um innovative Verfahren zur gezielten Beeinflussung der Hirnaktivität und Hirnerregbarkeit mittels nicht-invasiver Hirnstimulation (Ambulanzflyer unterladen pdf).

Bei der nicht-invasiven Hirnstimulation wird das zentrale Nervensystem über Magnet- oder elektrische Felder von außen beeinflusst. Es wurde gezeigt, dass beide Verfahren in der Behandlung neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen wirksam sein können.

Die sogenannte transkranielle (= von außen durch den Schädel) elektrische Stimulation(tDCS) benutzt Elektroden, die an der Oberfläche des Kopfes der Versuchsperson befestigt werden. Durch diese wird ein kurzer Stromimpuls geleitet, mit dem Ziel, die Gehirnaktivität in den oberflächlichen Regionen zu beeinflussen.

Während der repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) wird eine Magnetspule eingesetzt. Sie ist ein effektives und sehr gut verträgliches, innovatives Behandlungsverfahren für neurologische Krankheiten. Sie wirkt gezielt auf den fokalen Gehirnbereich unter der Spule. Die Impulsserien führen zu einer anhaltenden Anregung der Nervenzellaktivität oder umgekehrt, einer hemmenden Wirkung und Reduktion von Überaktivität im Gehirn.

Folgende Erkrankungen stehen im Fokus

  • Migräne, andere Kopfschmerzen
  • Chronische Schmerzen (z. B. Rückenschmerzen, Fibromyalgie, komplexes regionales Schmerzsyndrom - CRPS)
  • Kognitive Störungen (z.B. leichte kognitive Störung, MCI)

Der Ablauf

  • Wenn Sie Interesse haben, melden Sie sich unter die E-Mail Adresse: neuro.stimulationsambulanz(at)med.uni-goettingen.de; oder hier: Online-Formular (direkte Anmeldung). Bitte schicken Sie uns alle nötige medizinische Information (z.B. den letzten Arztbrief). Im Rahmen eines Vorgesprächs in der Klinik wird geklärt, ob und in welcher Form eine Behandlung mit transkranieller Stimulation bei Ihnen in Frage kommt. Außerdem erhalten Sie Informationen zu Kosten der Behandlung und Möglichkeiten der Erstattung/Unterstützung durch Ihre Krankenkasse.
  • Sie erhalten eine individuelle Therapieempfehlung von uns.
  • Die eigentliche Stimulations-Behandlung erfolgt in der Zeit von Montag bis Freitag über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen. In Einzelfällen können auch längere Behandlungszeiträume oder vereinbart werden.
  • Im Rahmen eines Abschlussgespräches werden insbesondere Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung des Therapieeffektes erörtert.

Welche Besserungen können mit der Behandlung eintreten?

Die positiven Effekte der Stimulationstherapie können sehr unterschiedlich sein. So berichten einige Patienten über Linderung von Krankheitssymptomen (z.B. weniger Schmerzen) andere über mehr Lebensenergie, Aktivität oder eine Besserung des Appetits und des Schlafs. Insgesamt erleben viele Patienten im Verlauf der zwei bis vierwöchigen Behandlung eine Besserung einzelner Symptome oder der Krankheit insgesamt.

Wie lange dauern die Stimulationsbehandlungen?

Bis auf die erste Sitzung, welche etwa 60-80 Minuten benötigt, dauert eine reguläre Behandlungssitzung etwa 30 Minuten. Die Behandlungen werden in der Regel einmal täglich oder dreimal/Woche von Montag bis Freitag vorgenommen. Wir beginnen üblicherweise mit einer zwei- bis vierwöchigen Behandlungsserie. In vielen Fällen entscheiden sich die Patienten für eine Weiterführung der Therapie, um Behandlungserfolge zu stabilisieren und zu stärken. Nach einer individuellen Schulung kann die tDCS Behandlung unter Begleitung auch von zu Hause aus realisiert werden.

Welche Nebenwirkungen können im Rahmen der Behandlung auftreten?

Sehr selten erleben die Patienten Müdigkeit oder leichte Kopfschmerzen, die aber von alleine nach kurzer Zeit abklingen. Während TMS können es lokale Muskelkontraktionen während der Stimulation auftreten, verbunden mit einer Reizung der Kopfhaut, was als Kribbeln und Ziehen beschrieben wurde.

Gewebeschäden wurden auch nach hohen Intensitäten und -frequenzen nie beobachtet. Es handelt sich also um ein risikoarmes, aber trotzdem effektives Verfahren. Über sämtliche mögliche Nebenwirkungen informieren wir Sie zudem im Rahmen des Vorgesprächs in der Klinik.

Erstatten die Krankenkassen die Stimulation?

Die Verfahren der transkraniellen Stimulation werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Sie sind eine sogenannte individuelle Gesundheitsleistung (IGEL) , deren Kosten von Ihnen selbst getragen werden. Einige private Krankenversicherungen erstatten die tDCS oder rTMS Behandlung.

Lohnt sich eine Therapie in jedem Fall?

Eine sichere Vorhersage, ob ein Patient auf die Stimulationsbehandlung anspricht, ist nicht möglich. In der Ambulanz wird zunächst ein umfassendes Erstgespräch durchgeführt. So kann eine individuelle Therapieempfehlung gegeben werden. Da die Stimulationstherapie kaum Nebenwirkungen hat, ist ein Therapieversuch durchaus sinnvoll.

Wird jeder Patient behandelt?

Die Stimulation ist nicht geeignet für Patienten, die Metallimplantate (Schrauben, Platten) im Kopf oder in der Wirbelsäule haben und für Patienten, die einen Defibrillator, Herzschrittmacher, oder Hirnschrittmacher zur Tiefen Hirnstimulation  haben.

Wie wurde die Behandlung klinisch-wissenschaftlich getestet?

Es gibt Weltweit über 400 publizierte Studien, die den Erfolg der tDCS und TMS Therapie bei neurologischen Krankheiten belegen, hier finden Sie ein paar Zusammenfassungen:

  • Toward Noninvasive Brain Stimulation 2.0 in Alzheimer’s Disease.

Menardi A, Rossi S, Koch G, Hampel H, Vergallo A, Nitsche MA, Stern Y, Borroni B, Cappa SF, Cotelli M, Ruffini G, El-Fakhri G, Rossini PM, Dickerson B, Antal A, Babiloni C, Lefaucheur JP, Dubois B, Deco G, Ziemann U, Pascual-Leone A, Santarnecchi E. Aging Research Reviews, 2021, 75:101555.

  • New Methods, Old Brains − A Systematic Review on the Effects of tDCS on the Cognition of Elderly People.

Siegert A, Diedrich L, Antal A.Frontiers in Human Neuroscience, section Brain Imaging and Stimulation, 2021, 15:730134.

  • Safety and recommendations (version 3.0) for TMS use in healthy subjects and patient populations, with updates on training, ethical and regulatory issues. A Consensus Statement from the IFCN Workshop on “Present and Future of TMS: Safety and Ethical Guidelines”

Rossi S, Antal A, Bestmann S, Bikson M, Brewer C, Brockmöller J, Carpenter LL, Cincotta M, Chen R, Daskalakis JD, Di Lazzaro V, Fox MD, George MS, Gilbert D, Kimiskidis VK, Koch G, Ilmoniemi RJ, Lefaucheur JP, Leocani L, Lisanby SH, Miniussi C, Padberg F, Pascual-Leone A, Paulus W, Peterchev AV, Quartarone A, Rotenberg A, Rothwell J, Rossini PM, Santarnecchi E, Shafi MM, Siebner HR, Ugawa Y, Wassermann EM, Zangen A, Ziemann U, Hallett, M. Siena, October 17-20, 2018. Clinical Neurophysiology, 2021, 132:269-306.

  • Low intensity, transcranial, alternating current stimulation reduces migraine attack burden in a home application set-up: a double-blinded, randomized feasibility study.

Antal A, Bischoff R, Stephani C, Czesnik D, Klinker F, Timäus C, Chaieb L, Paulus W. Brain Sciences, 2020, 10:888.

  • Transcranial Direct Current Stimulation in the Treatment of Facial Pain

Antal A. Progress in Neurological Surgery, Basel,2020, 35: 1–9.

  • Low intensity transcranial electric stimulation: Safety, ethical, legal regulatory and application guidelines.

Antal A, Alekseichuk I, Bikson M, Brockmöller J, Brunoni AR, Chen R, Cohen LG, Dowthwaite G, Ellrich J, Flöel A, Fregni F, George MS, Hamilton R, Haueisen J, Herrmann CS, Hummel FC, Lefaucheur JP, Liebetanz D, Loo CK, McCaig CD, Miniussi C, Miranda PC, Moliadze V, Nitsche MA, Nowak R, Padberg F, Pascual-Leone A, Poppendieck W, Priori A, Rossi S, Rossini PM, Rothwell J, Rueger MA, Ruffini G, Schellhorn K, Siebner HR, Ugawa Y, Wexler A, Ziemann U, Hallett M, Paulus W. Clinical Neurophysiology, 2017;128:1774-1809.

Erfahrungen von Patienten

„Ich merkte schon nach 4 Tagen einen immensen Rückgang meiner dauernd anhaltenden Muskelschmerzen und es stellte sich ein Lebensgefühl ein, was ich seit 10 Jahren nicht mehr hatte.“

„Nach der Behandlung war ich nicht schmerzfrei, aber meine Lebensqualität ist enorm gestiegen.“

„Nach der Behandlung schlief ich besser, die Dauerschmerzen nahmen ab und meine Stimmung wurde wieder besser.“

„Es war für mich sehr wichtig, um neue Möglichkeiten einer Behandlung zu erforschen. Ich würde mich jederzeit zu einer neuen Behandlung bereiterklären. Das ganzheitliche Denken war für mich sehr wichtig und zeigt, dass die Krankheit ernst genommen wird.“

„Ich habe mich sehr wohlgefühlt. Die Mitarbeiter haben sehr gute Arbeit geleistet.“

„Keine spürbare Schmerzlinderung, aber etwas ruhiger und entspannter geworden.“

„Gruppentherapie war sehr gut. Man hat sich gut aufgehoben gefühlt.“

„Habe mich trotz Corona sicher gefühlt.“

„Sehr zufrieden, tolles Team, gute Betreuung.“

„Ich war nach den monatelangen wöchentlichen Anfällen sehr erleichtert durch die beschwerdefreien Zeit und bin überzeugt, dass die Stromstimulation diesen positiven Effekt bewirkt hat.“

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